Juergen Staack, Flower 1 / Flower 2, Sockel, Vase, Sketchbuch und Blume, beide 2023
Dicht vor dem Fenster des ebenerdigen Ausstellungsraums vor geöffneten Jalousien sind zwei Arbeiten des Düsseldorfer Künstlers Juergen Staack so platziert, dass sie für die sich auf dem Museumsplatz befindenden Personen sichtbar sind. Die Arbeiten stammen aus der Serie light-sketch. Auf zwei unterschiedlich hohen hellen Sockeln stehen jeweils eine mit einer Blume bestückte weiße Porzellanvase vor einem ebenfalls auf dem Sockel liegenden aufgeschlagenen Zeichenbuch. Die Jalousien des Ausstellungsraums sind geöffnet und erlauben so den Blick von außen in den Innenraum. Die Durchdringung beider Räume wird damit nicht nur augenscheinlich, sondern sie ist zugleich notwendiger Teil der Installation, die auf dem Sonnenlicht und dem daraus resultierenden Schattenwurf basiert. Der Schatten der Blume fällt je nach Sonnenstand auf das aufgeschlagene Zeichenbuch und lässt den light-sketch – die ephemere Lichtzeichnung des Schattens entstehen, die sich im Lauf der Sonne immer wieder verändert.
Die Arbeiten Juergen Staacks sind minimal. Sie bestehen oftmals aus vergänglichen Materialien oder Situationen – wie das Blütenstillleben, das nur für eine bestimmte Zeit sichtbar ist oder die gesprochene Sprache, die unmittelbar nach dem Aussprechen schon wieder vergangen ist. Darüber hinaus ist der Schatten als signifikanter Bestandteil des Werkes nicht nur immateriell, flüchtig und wenig greifbar, sondern auch hoch komplex mit erkenntnistheoretischen, philosophischen Betrachtungen aufgeladen, man denke nur an Platons berühmte Höhle.
Die Sichtbarkeit des Werkes ist somit an eine Form des Erlebens gebunden, das vor Ort in Raum und Zeit geschieht und ihren Bedingungen ausgesetzt ist. Diese werden in der Arbeit ebenfalls thematisiert: Das Licht, verantwortlich für die Sichtbarkeit und die Entstehung des Schattens, der wiederum an das Vorhandensein eines Objektes gebunden ist; Licht und Schatten verweisen auf einer philosophischen Ebene auf Überlegungen der Erkenntnistheorie, auf einer kunsthistorischen Ebene hingegen, wird das Blumenstillleben natürlich auch zum Zeichen der Vergänglichkeit.