Durch die unterschiedliche Kadrierung (die Auswahl des jeweiligen Bildausschnitts) der 78 Fotografien erzeugt Transformation / Selbstporträt den Eindruck von Bewegung. Das ganze Kunstwerk – so wie das Gesicht der Künstlerin –, scheint sich auszudehnen, zusammenzuziehen und zu wölben. Jedes einzelne Foto ist ein Selbstporträt. In ihrer Gesamtheit lassen sie erkennen, dass dieses vermeintliche „Selbst“ nicht festzuhalten ist, sondern sich stetig im Wandel befindet.
Katharina Sieverding (*1944 in Prag) nähert sich hier in einer strengen konzeptuellen Sichtweise dem eigenen Ich. Damit ist das bereits 1973/74 entstandene Transformation / Selbstporträt typisch für das politisch aufgeladene Werk der Künstlerin. Ihr radikaler Einsatz serieller Elemente und monumentaler Formate sowie das Kreisen um das eigene Bild – also die Frage nach der Identität als Individualität und gesellschaftlicher Rolle – machten sie ab den späten 1960er Jahren zu einer der herausragenden Vertreterinnen innovativer Bildkunst. Sieverding als eine der international bedeutendsten Fotografinnen der vergangenen Jahrzehnte zu beschreiben, ist nicht falsch, würde aber unterschlagen, dass die Schülerin Joseph Beuys‘ schon Ende der 1960er Jahre Neue Medien einsetzte und auch hier wichtigen künstlerischen Einfluss hatte. Neben Fotografien befinden sich auch zahlreiche Videoarbeiten von Katharina Sieverding in der Sammlung des Kunstmuseums Bonn.