Das Kunstmuseum Bonn widmet der aus Südafrika stammenden und in Berlin lebenden, international erfolgreichen Künstlerin Candice Breitz (*1972 in Johannesburg) eine umfassende Einzelausstellung.
Im Fokus von Candice Breitz‘ künstlerischer Arbeit stehen Fragen nach der Formbarkeit des Individuums: Wie stark wird unsere Identität durch uns selbst und inwieweit durch die Strukturen unserer medialen, gesellschaftlichen und politischen Umgebung bestimmt? Dabei stehen feministische und anti-rassistische Themen zunehmend im Vordergrund ihres Interesses.
Die Überblicksausstellung im Kunstmuseum Bonn konzentriert sich auf die politische Dimension des Werks und zeigt u.a. Videoinstallationen und Fotografien aus den letzten 25 Jahren. Die Präsentation spannt dabei einen Bogen von frühen Arbeiten wie Ghost Series (1994) – eine Fotoserie, welche zum Zeitpunkt der politischen Transformation Südafrikas entstand und die anhaltende Gewalt des Apartheid-Regimes reflektiert – bis hin zu neueren Werken wie TLDR (2017) – eine 13-Kanal-Videoinstallation, die in Zusammenarbeit mit einer Gemeinschaft südafrikanischer Sexarbeiter:innen entstanden ist und sich mit dem weltweiten Kampf von Sexarbeiter:innen für grundlegenden Menschenrechte beschäftigt. Für das aktuelle, titelgebende Werk Labour (dt.: Arbeit, Arbeitskraft, Geburtswehen) hat Breitz Geburten filmisch begleitet. Die Stärke, die Frauen bei der Geburt entwickeln müssen, denkt die Künstlerin hier als eine im umgekehrten Sinne existenzielle Kraft: Die Mächtigen, die ihren Einfluss nutzen, um die körperliche Autonomie von Frauen: einzuschränken, werden außer Kraft gesetzt.
Candice Breitz studierte an der University of the Witwatersrand (Johannesburg), der University of Chicago und der Columbia University (NYC). 2003 bekam sie den Prix International d’Art Contemporain l Fondation Prince Pierre de Monaco zuerkannt, 2013 den B3 BEN Award –B3 Biennial of the Moving Image–Frankfurt am Main sowie 2014 den Kunstpreis der SPD-Fraktion des Niedersächsischen Landtages. Seit 2007 ist sie Professorin an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig. Breitz‘ Werk ist in den Sammlungen zahlreicher Museen vertreten, zum Beispiel in der Tate Modern, London, im Museum of Modern Art, New York, in der Hamburger Kunsthalle oder im Kunsthaus Bregenz sowie im Kunstmuseum Bonn.