Bibliothek, 1999

Schon 1992 begann Andreas Gursky (*1955 in Leipzig) seine Fotografien digital zu bearbeiten. Anfangs waren es nur kleine Eingriffe. In den folgenden Jahren dann entwickelte der Künstler seine markante Technik, aus Einzelteilen von Fotografien monumentale Bilder zu montieren und zu komponieren. Die vermeintlich unendlichen Bücherregale in Bibliothek sind dafür ein prägendes Beispiel. So, wie sie hier dargestellt sind, lassen sie sich nirgends finden. Mithilfe digitaler Technik hat Andreas Gursky den gar nicht so großen runden Saal der Stadsbibliotek Stockholm in einen unendlichen Wissensraum verwandelt. Die Ausleihtresen und Arbeitsplätze in der Mitte der Rotunde hat er dafür entfernt, die Rundung gestreckt und ein drittes Geländer sowie die Spiegelung auf dem Fußboden ergänzt.

Was die Fotografie zeigt, ist somit nicht der spezifische Ort der Stadsbibliotek Stockholm, sondern vielmehr die universelle Idee einer Bibliothek. Bilder wie Bibliothek laden dazu ein, in sie einzutauchen und ihre Feinheiten zu entdecken. Das Allgemeine, Universelle steht hier nicht im Widerspruch zum Detailreichtum. Hat man erst einmal die zwei Personen entdeckt, die förmlich mit den Büchern hinter ihnen verschmelzen, stimmt Gurskys Bibliothek fast schon einen erzählerischen Tonfall an – oder lässt, wie die Bücher einer Bibliothek, Geschichten entstehen.

Heute

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