Mit der Rauminstallation Bismarckzeit erschuf Hanne Darboven (1941 München – 2009 Hamburg) aus 917 beschriebenen Blättern einen Zeit-Raum von 1850-1890 bis zur Fertigstellung der Arbeit 1978. Sie lädt einerseits ein zum akribischem Entschlüsseln einzelner Elemente und andererseits zum Sich-Hingeben in ein nicht fassbares Kontinuum. Texten von oder zu Otto von Bismarck, August Bebel, Bertolt Brecht und Willy Brandt folgen Zitaten von Ulrich von Hutten Gottfried Ephraim Lessing und Gottfried Keller. Sie werden unterbrochen durch Zeittafeln, Zahlensysteme, Schreiblineaturen, Sprichwörter und Fotografien. So entsteht ein Kosmos aus humanistischen, aufklärerischen, liberal-bürgerlichen, sozialistischen und alltagssprachlichen Positionen und Dokumenten.Tagesrechnungen in römischer, arabischer und in Zahlenwörtern geschriebener Form verbildlichen Zeit mithilfe mathematischer Systeme. Das Datum vom 1.1.1900 wird übersetzt in die Quersumme aus den ersten und letzten beiden Zahlen, in 1 + 1 + 0 + 0 = 2. Die sich zwangsläufig wiederholenden Tagessummen verneinen die Vorstellung von einer linear verlaufenden zugunsten einer als zyklisch verstandenen Zeit.