Die Videoarbeit City thru glass entstand 1999 in New York. Sie greift eine Idee auf, die 1995 in Düsseldorf mit dem Filmen einer Autofahrt vom Atelier des Künstlers zur Galerie Konrad Fischer ihren Anfang nahm. Vor das Objektiv der Kamera hat Mischa Kuball (*1959 in Düsseldorf) ein gewöhnliches, für den Ort typisches Wasserglas montiert, das die prismatische Aufspaltung der Seherfahrung mit sich bringt und so die Wahrnehmung des städtischen Raums grundlegend verändert. Der Blick auf die Straßen der Stadt erscheint wie durch ein Kaleidoskop verzerrt.
Die in Düsseldorf am Tag stattfindende Fahrt wird in der New Yorker Version in die Nacht verlegt und führt den Broadway entlang, von der South Bronx bis nach Downtown Manhattan. In den Spiegelungen und Reflexionen der nächtlichen Lichter entzieht sich New York mit all seinen berühmten Sehenswürdigkeiten einer eindeutigen Lesbarkeit. Bekannte Gebäude sind eher zu erahnen als konkret zu bestimmen. Zur Irritation des Sehvorgangs trägt der veränderte Rhythmus der Bildfrequenz bei, bei dem die für einen filmischen Eindruck notwendigen 24 Bilder auf 12 pro Sekunde reduziert wurden. Dadurch wird zwar Bewegung wahrgenommen, jedoch keine fließende.
Das filmische Bild mit dem Blick durch den Boden des Wasserglases, um den herum sich die prismatischen Aufsplitterungen bewegen, erinnert an Pupille und Iris des menschlichen Auges. Im Ausstellungsraum wird die Arbeit in einer Doppelprojektion nebeneinander auf der Wand gezeigt und so auf den binokularen Sehprozess der Augen verwiesen.