Coastscape zeigt das klassische fotografische Motiv einer Küstenlandschaft, bei der die Wellen aufgewühlt ans Ufer schlagen. Die 2013 entstandene Fotografie ist eine zentrale Arbeit im Gesamtwerk Sebastian Riemers (*1982 in Oberhausen), das sich von Beginn an einerseits mit der Theorie der Fotografie und andererseits mit der Erzeugung von Bildern im Allgemeinen beschäftigt.
Der Künstler hat die Landschaft nicht selbst aufgenommen, sondern ein gefundenes Schwarz-Weiß-Foto ausgewählt, das durch zu lange Lichteinstrahlung stark beschädigt wurde. Die Oberflächenschicht der Fotografie ist aufgerissen, einzelne kleine Teile wölben sich nun reliefartig nach oben, indem sie sich vom Träger lösen. Mittels eines professionellen Textur-Scanners, der die Oberfläche der Fotografie nicht berührt, hat der Künstler die Schwarz-Weiß-Fotografie digitalisiert und sie dann als großformatiges Farbfoto wieder ausgedruckt.
Die Auflösung der Fotografie bildet, neben dem landschaftlichen Motiv, das übergeordnete Thema. Zum eigentlichen Inhalt der Arbeit wird daher die „fotografische Ruine“. Durch den Transfer vom analogen in ein digitales Bildmedium werden nicht nur Übertragungsproblematiken – wie der Verlust oder der Gewinn von Daten – berührt, sondern auch die Frage nach dem Bildträger als solchen. Denn das lichtsensible Fotopapier der Schwarz-Weiß-Abbildung wird nun durch die körperlosen Pixel der hochaufgelösten digitalen Welt ersetzt.