Nanne Meyer (*1953 in Hamburg) hat ihr Zeichnen einmal „eine Reise auf dem Papier, bei der man nie genau weiß, wohin sie führen wird“, genannt. In Erinnerung an einen Nachtflug schauen die Betrachter:innen aus großer Höhe auf das ferne Licht der Städte, ihrer Straßen und Häuser, die in der Dunkelheit vorübergleiten. Nicht nur die Zeichnung ist in endloser Bewegung, sondern auch die Welt, die das Auge nicht festhalten kann, sondern nur als wandernde Fragmente erfasst. Der scheinbare Überblick zeigt kein Ganzes. Für ein Bild wie Erinnerung an einen Nachtflug, das so berührend Einsamkeit und Vertrauen umschließt, benötigte Nanne Meyer nur wenige Dinge: sechs Blätter, zu einer Fläche zusammengefügt, Acrylfarbe, die die Fläche bedeckt, ein Gelstift, der aus der schwarzen Tiefe der Farbe leuchtende Inseln heraushebt. Die Künstlerin zeichnete die Welt und zugleich das Zeichnen selbst, den Prozess der Wahrnehmung und des Denkens. Die gezeichneten Linien verbinden die verschiedenen Realitäten, mit denen es das Zeichnen zu tun hat: „mit der [Realität] da draußen in der Welt, mit der im Kopf und mit der auf dem Papier.“