1968 wanderte Pesi Girschs Mutter mit ihr und vier Geschwistern nach Israel aus. Girsch studierte Bildhauerei, Zeichnung und Fotografie in Giv’atayim, Tel Aviv, Ramat haScharon und München. Seit 1992 ist sie Dozentin für Fotografie an der Universität von Haifa.
Girsch versteht sich nicht als Fotografin, vielmehr ist ihre künstlerische Praxis stark von der Bildhauerei geprägt. Zu einer ihrer wiederholten Bildstrategien gehört das scheinbare Abtrennen von Körperteilen der dargestellten Menschen durch gezieltes Verdrehen und Skulpturieren dieser. Auch auf den Fotografien der Bonner Sammlung, welche Menschen in einem Gewässer aus einer Aufsicht zeigen, ist dies zu beobachten. Das trübe Wasser umschließt die Körper und erlaubt lediglich den Blick auf vereinzelte Körperteile: einen Kopf ohne Rumpf, einen Fuß ohne Bein, eine Hand ohne Arm. Dabei wird Einsamkeit und Leere durch eine nüchterne und zurückhaltende Bildsprache vermittelt. Diese Klarheit im Aufbau des Werkes steht im starken Kontrast zur inhaltlichen Unruhe, die verstörend und aufwühlend ist. Auch, dass die Körper sich in einem Zustand zwischen Auftauchen und Untergehen befinden, bestärkt das beklemmende Gefühl. Die Leblosigkeit drückt sich auch im Fehlen von Farbe aus. Das Schwarz-Weiß der Fotoarbeiten verweist auf Leben und Tod, Licht und Dunkelheit. Geprägt von einer Kindheit in der Nachkriegszeit als Tochter von Holocaustüberlebenden, widmet sich die Künstlerin den Schrecken des Krieges. So erscheinen auf ihren Bildern die Körper von Lebenden als namenlose Opfer und rufen die Erinnerung der zu Haufen aufgetürmten Leichen der Holocaustopfer wach. Auf der anderen Seite rufen die Bilder die symbolische Funktion des Wassers im jüdischen und christlichen Glauben hervor: rituelle Waschung und Taufe. Aber auch den Ursprung allen Lebens. Girsch mildert die emotionale Last durch die Unbestimmtheit der Bilder.