Georg Herold (*1947 in Jena) hat seit den frühen 1980er Jahren ein Werk entwickelt, das wie eine Enzyklopädie des Provisorischen anmutet. Im bewusst beiläufigen Charakter der Arbeiten, die neben Malerei, Skulptur, Installation und Objekten auch Texte und Videos umfassen, spiegelt sich dabei eine künstlerische Grundüberzeugung, die eine genau kalkulierte Unfertigkeit und/oder Paradoxie als Strategie gegen den Mythos der Perfektion und die Vorstellung von Wahrheit und Eindeutigkeit stellt.
Nur nichts anbrennen lassen ist ein schönes Beispiel für die Fähigkeit des Künstlers, aus einfachen Elementen eine ironisch grundierte Vieldeutigkeit zu erzeugen. Das Schwarz der Bildfläche scheint Aspekte radikaler monochromer Malerei aufzugreifen, setzt sich aber aus Lack und Erdöl zusammen, sodass sich in Verbindung mit dem Titel plötzlich assoziativ globale Krisenhorizonte auftun. Diese Perspektive wird wiederum durch die gehäkelten Topflappen und das Bettlaken als Malgrund in die Sphäre des heimischen Herds zurückgebunden. Die Schmuckleiste, zu welcher sich die Topflappen am oberen Bildrand formieren, wird präzise konterkariert durch einen scheinbar seitlich heruntergerutschten weiteren Topflappen, der seinerseits auf einen L-förmigen, vernähten Riss hinweist. So wird aus einem scheinbaren Bildschaden ein ästhetisches Ereignis.