Speicher I besteht aus einem quaderförmigen etwa zwei Meter hohen Aluminium-Regalblock, der insgesamt 512 sogenannten „Skizzen“ Platz bietet. Bei den Skizzen handelt es sich um eigene und fremde Fotos aus dem Archiv des Künstlers, die jeweils minimal digital bearbeitet wurden. Der Clou an dieser hoch verdichteten Bildbox besteht in der Möglichkeit, daraus selbst auswählen zu können und aus der persönlichen Auswahl ganz unterschiedliche Skizzenfolgen zu erzeugen, die dann auf eine vorher präparierte Wand gehängt werden. Dafür bietet Jörg Sasse (*1962 Bad Salzuflen) den Benutzer:innen einen Übersichtsplan, der Auskunft darüber gibt, mit welchen Kategorien die erste ausgewählte Skizze verknüpfbar ist. Das Regal selbst bezeichnet Sasse als „Speicher“, und benutzt dabei die nur im Deutschen gegebene Vieldeutigkeit des Begriffes zwischen digitaler Datenbank und einem verstaubten Dachboden, auf dem sich unerwartete Entdeckungen machen lassen. So entspricht die Anzahl der im Regal gelagerten Arbeiten mit zwei hoch neun einer gängigen Größe digitaler Speicherchips und macht damit deutlich, worauf Sasse mit dieser Arbeit zielt: Auf die Rückverwandlung des körperlosen, digitalen Datenstroms in einen körperlichen, analogen Speicher, in dem sich jeder Prozess als körperliche Handlung abbildet.