Bereits zum fünften Mal lädt das Kunstmuseum Bonn im Rahmen des Zwischenspiels die Bonner Bürger:innen ein, sich mit ihren Projektideen im Programm des Museums einzubringen. Mittlerweile fester Bestandteil des Ausstellungsprogramms, verdeutlicht das Zwischenspiel die Offenheit des Museums für die Wünsche der Stadtgesellschaft. Gemeinsam gilt es, neue Formate zu erproben und die Aufgaben und Chancen des Museums auszuloten. Im letzten Jahr umfasste das Zwischenspiel viel soziales und politisches Engagement, außergewöhnliche Performances und Ausstellungen, interaktive Werkstätten und Taxifahrten zu unbekannten Zielen.
Vom 16. September – 31. Oktober 2024 konnten Personen aus Bonn und dem Umland sich mit ihren Projektideen bewerben. Eine Jury wählte die folgenden Projekte aus, die von Februar bis April 2025 im Kunstmuseum Bonn realisiert werden:
18. – 23. Feb
Konrad Bohley und Kerstin Carlsson Am Ende, Raum des Werdens
Im Laufe einer Woche kann man den Künstler:innen bei der Arbeit zusehen. Während Konrad Bohley (Filmemacher und Performer) einen kompletten Kurzfilm kreiert, in dem er alle Charakterentwürfe einer Figur selbst spielt, lässt sich Kerstin Carlsson Am Ende (Malerin) von seiner Arbeit inspirieren. Sie schafft vor Ort großformatige Gemälde, die wiederum auf die Charakterentwicklung Bohleys Einfluss nehmen. Der Prozess wird in regelmäßigen Gesprächen offen reflektiert.
Der kreative Akt, der sonst eine persönliche Erfahrung ist, wird hier für eine Woche nach außen geöffnet. Besucher:innen bekommen einen intimen Einblick in den Entstehungsprozess und die Dynamik zwischen Filmemachen, Performance, Schauspiel und Malerei. Das öffentliche Arbeiten ist für die Künstler:innen ein experimenteller Vorgang – eine Öffnung, die sich nach Wunsch der beiden Künstler:innen auch auf die das Publikum übertragen soll. Mit dem Projekt möchten sie im Museum einen Ort für Transparenz und Zusammenkommen schaffen und Distanz in einer zunehmend polarisierten Gesellschaft abbauen.
Begleittermine:
So, 23.02.: Ausstellung der Ergebnisse
So, 23.02., 14 Uhr: Künstler:innengespräch
4. – 9. Mär
a.mu.co.co, We care_We share_We change
„Häkeln als gemeinwohlorientierte Machtergreifung und kollektive Umarmung an unser Selbstvertrauen.“ – a. mu. co. co.
FLINTA* und weiblich sozialisierte Fähigkeiten sind in vielen Bereichen unterrepräsentiert, sie werden seltener sichtbar gemacht, gefördert oder wertgeschätzt. Das Kollektiv a. mu. co. co. möchte im Kunstmuseum Bonn der Frage nachgehen, wie ein Umfeld geschaffen werden kann, in dem FLINTA* sich entfalten und ihren Bedürfnissen sowie Gefühlen Raum geben können. Im Zentrum des Projekts steht die gemeinsame Erfahrung feministischer Selbstwirksamkeit durch kreatives Schaffen. Beim gemeinsamen Häkeln entsteht ein Kunstwerk aus recyceltem Textilgarn – ein Symbol für Vielfalt, Gemeinschaft und Empowerment. Besucher:innen sind eingeladen, sich aktiv einzubringen, ihre eigenen Bedürfnisse zu erkunden und durch die Tätigkeit ressourcenorientierte Verbundenheit zu erleben. Neben dem Häkeln und Austausch finden täglich Veranstaltungen zu feministischen Themen wie Selbstwirksamkeit und Fürsorgearbeit statt. Am 8. März, dem Internationalen Frauentag, wird das entstandene Kunstwerk auf die Straße getragen. Der Raum lädt mit Teppichlandschaft, Meditationskissen und Sitzgelegenheiten zu Ruhe, Kreativität und Austausch ein. Materialien wie Wolle, Häkelnadeln und Plakatwände stehen zum Mitgestalten zur Verfügung.
Begleittermine:
Di, 04.- So, 09.03., jeweils 16 – 18 Uhr: Veranstaltungen zu feministischen Themen
Sa, 08.03.: Am Weltfrauentag wird das entstandene Kunstwerk auf die Straße getragen
18. -23. Mär
NUANS, Tutorial für phantasievolle Aktionen
Das Projekt bildet den dritten Teil einer Reihe von partizipativen Projekten im selben Format. Nach Tutorial for Leadership (Wiels, Brüssel 2017) und Tutorial der Wirklichkeit (Weltkunstzimmer, Düsseldorf 2022) plant die Künstlergruppe NUANS ein Tutorial für phantasievolle Aktionen, das mit den Besucher:innen und der Sammlung des Kunstmuseums Bonn interagiert.
Die teilnehmenden Besucher:innen erhalten T-Shirts und damit verbundene Aufgaben, die sie in den Sammlungsräumen des Museums ausführen. Ihre Ergebnisse und Erlebnisse geben die Teilnehmenden im Zwischenspielraum an NUANS weiter, die diese dann als Zeichnung, Plastik oder Choreografie umsetzen. Die so entstehenden Dokumente der phantasievollen Aktionen sind anschließend neben den T-Shirts und einer Umkleidekabine im Zwischenspielraum zu sehen.
NUANS ist eine international tätige Künstler:inneninitiative, die seit 2006 stets neue Kollaborationen an unterschiedlichen Orten eingeht. Ein zentrales Anliegen der Gruppe ist die Produktion von Wissen durch den Austausch von Ideen, Geschichten und Bildern.
Begleittermine:
Mi, 19.03., 17:30 Uhr: Vernissage
25. -30. Mär
Karen Eliot, Billionaire Mindset
Im Zentrum der Installation Billionaire Mindset steht ein Video, in dem eine KI den Besucher:innen im Stil eines Social Media-Reels ihr vermeintliches Versagen vorführt: Sie besitzen keinen Traumkörper, keine Berühmtheit, keine Yacht und nicht einmal einen ganzen Bitcoin. Währenddessen zeigt sich der vermeintliche Erfolg Anderer auf glitzernden Social-Media-Kanälen von Influencer:innen und Millionär:innen. Das Video ist Teil einer größeren Installation, die ein steril-unpersönliches Wohnzimmer in der perfektionistisch unterkühlten Ästhetik eines Filmes wie American Psycho inszeniert.
Am Samstag, 29.03. wird die Installation mit einer interaktiven Aktion aktiviert. Im Ausstellungsraum werden 12 nummerierte Zettel versteckt, die zusammen eine Seedphrase für ein Bitcoin-Wallet ergeben. Eine Seedphrase ist eine Sequenz von zufälligen Wörtern, die die benötigten Daten speichert, um auf Kryptowährungen auf Blockchains oder Krypto-Wallets zuzugreifen oder diese wiederherzustellen. Die Besucher:innen sind eingeladen, nach diesen Zetteln zu suchen und die Seedphrase zu vervollständigen, um das Wallet schließlich für sich beanspruchen. Am Folgetag sollen die Erlebnisse und Eindrücke während der Aktion in einem gemeinsamen Gespräch reflektiert werden.
Begleittermine:
Sa, 29.03., 12 – 17 Uhr: Bitcoin-Suche
So, 30.03., 15 – 17 Uhr: Gespräch
1. – 6. Apr
Annika und Andreas Leese, @teatripeurope
Ein Jahr lang sind Annika und Andreas Leese mit dem Bus durch Europa gereist. Von Bonn nach Großbritannien bis Georgien und wieder zurück. Neben Fotos, Skizzenbüchern und Tuschezeichnungen brachten sie dabei vor allem eines mit zurück: Erinnerungen an zahlreiche Begegnungen mit Menschen – an unterschiedlichen Orten und mit ganz individuellen Geschichten.
Bei ihrem Projekt im Kunstmuseum möchten die beiden einen Begegnungsraum zum Thema Reisen schaffen, sich mit den Besucher:innen über das Fremdsein, über Sprachbarrieren, über das Miteinander-vertraut-werden, über Wind und Wetter austauschen. Die erste Anlaufstelle dafür ist ihr roter VW-Bus vor dem Museum. Gemütlich kann man dort bei einer Tasse Tee über das Reisen plaudern. Wer mag, kann auch ein besonderes Erlebnis auf Band sprechen. Die Berichte werden gesammelt und in einem Zelt im Museum präsentiert. Die Besucher:innen sind eingeladen, den Berichten zu lauschen und eigene Erlebnisse schreibend oder zeichnend zu Papier zu bringen. Die Ergebnisse werden wiederum an den Wänden des Ausstellungsraums präsentiert und bieten erneuten Anlass zum Austausch.