Künstlergespräch mit Jörg Sasse und Prof. Dr. Stephan Berg im Rahmen der Neupräsentation der Sammlung „Raum für phantasievolle Aktionen“
Jörg Sasse (*1962 in Bad Salzuflen) ist kein Fotograf im traditionellen Sinne, sondern vielmehr ein Forscher im Reich der Bildbedeutungen und der Alltagsfotografie. Als Fundament dient dem ehemaligen Meisterschüler Bernd und Hilla Bechers ein gewaltiges Archiv aus Zehntausenden von Amateuraufnahmen und eigenen Bildern. Diese verwandelt er zum Teil durch minimale digitale Eingriffe in sogenannte „Skizzen“. Pro Jahr entstehen aus diesen kleinformatigen Vorlagen nur etwa 10-15 großformartige und für ihn gültige Bilder, die er als „Tableaus“ bezeichnet. In seinem Umgang mit den Bildern steht immer wieder die Frage nach dem Verhältnis zwischen Fotografie und Realität im Zentrum, nach der Konstruktion von Erinnerung und nach der Veränderbarkeit der Wirklichkeit durch die Fotografie. Was sind Bilder? Wie funktionieren sie? Was wollen sie uns mitteilen?
In der aktuellen Sammlungspräsentation des Kunstmuseums „Raum für phantasievolle Aktionen“ ist seit Mai Sasses interaktive Arbeit „Speicher I“ zu sehen – ein quaderförmiges Regalsystem aus Aluminium, das insgesamt 512 „Skizzen“ Platz bietet. Der Clou an dieser Bildersammlung besteht in der Möglichkeit, daraus als Besucher:in selbst auswählen zu können und aus dieser Selektion ganz unterschiedliche Bilderreihen zu generieren, die dann vom Aufsichtspersonal auf eine vorher präparierte Wand gehängt werden. Dafür bietet Sasse den Besucher:innen einen Übersichtsplan, der Auskunft darüber gibt, mit welchen Kategorien die erste ausgewählte Skizze verknüpfbar ist.